Judo & Zen
Judo & Zen 禅
Buddha-Figur (Japanischer Garten Kaiserslautern)
Die Samurai, die japanischen Ritter gehörten zu ihrer Zeit der höchsten gesellschaftlichen
Kaste an und zu ihrer kriegerischen Ausbildung erhielten sie zur allgemeinen Ausbildung
Unterricht in den zen-buddhistischen Tempeln.
Die Schulung im Zen folgt dem Weg des alltäglichen Geist.
Ein Schüler des Zen kommt zu Zen-Meister Nansen und fragt ihn: Was ist der Weg?
Der Meister sagt: Der alltägliche Geist ist der Weg.
Der Schüler fragt: Wie kann man diesen alltäglichen Geist erlangen?
Der Meistet antwortet: Je mehr du nach ihm suchst, desto mehr verfehlst du ihn.
Wiederum fragt der Schüler: Wenn ich nicht nach ihm suche, wie kann ich dann
wissen, dass er der Weg ist?
Meister Nansen erwidert: Der Weg ist keine Sache des Wissens, noch eine Sache des
Nichtwissens. Wissen ist Illusion, Nichtwissen ist gleichgültige Unbewusstheit.
Wenn du den verwirklichst, wird dein Geist weit und offen wie der Himmel,
frei von allen Hindernissen und Begrenzungen. Wie also kann man das eine als
richtig und das andere als falsch ansehen?
(Zitat aus "Die Freiheit des Zen" von Zensho W. Kopp)
Das Verneigen im Stehen und Sitzen im Judo-Training sind äussere Zeichen des
Zen-Buddhismus.
Die geistige Übung des Zen, die Meditation nutzt die mentale Stärkung für den
Zweikampf.
Die Grundübung der Meditation ist das Loslassen von Anhaftungen an Gedanken.
Anhaftende Gedanken blockieren den Geist, ein blockierter Geist blockiert den Körper,
ein blockierter Körper blockiert die Schwertführung zu Angriff und Verteidigung.
Gewöhnliche Sportarten haben eine indirekte wettkämperische Auseinandersetzung.
Kampfkunst-Sportarten haben eine direkte Auseinandersetzung aus ihrem Ursprung
um Leib und Seele heraus.
Wie relevant ein freier Geist im Judo ist, zeigt wie fliessend sich Bewegungsabläufe bei
Judoka entwickelt können, wenn bei Wettkämpfen (jap. Shiai) auf deutschen,
europäischen, weltlichen oder olympischen Meisterschaften regelrecht akrobatische
Wurftechniken in perfekter freier Ausführung zu sehen sind.
Bei formellen Bewegungsabläufen (jap. Kata) fordert dies einen freien Geist noch mehr,
da sich hierbei zu den Bewegungsabläufen eine Harmonie zwischen den Partnern
entwickeln soll. Ohne diese Harmonie ist das äussere Erscheinungsbild eckig und strahlt
keine Ernergie aus.
Im Judo-Training findet Zen z.B. zum Anfang und Ende zur gemeinsamen Meditationsübung
im Sitzen mit geschlossenen Augen statt. Hier haben die Schüler das Wort zur Aufforderung
und Beendigung der inneren Betrachtung.
Die z.B. durch Atmungsfühlung mit Handauflage auf dem Bauch oder die Gedanken wie
Wolken vor dem geistigen Auge vorbei fliessen zu lassen wahr genommen werden kann.
Zen begleitet Judoka während der gesamten Übungseinheit. Durch die Achtsamamkeit
zu sich (jap. Kitai), zu den anderen Schülern (jap. Hai) und zu den Lehrern (jap. Shitei).
Ob kämpfende Weg-Künste (z.B. Judo - Weg des Nachgeben, Kendo - Weg des Schwertes)
oder schöne Weg-Künste (z.B Chado - Weg des Tee, Shodo - Weg der Kalligraphie), der
Zen-Geist bietet durch seine Art eine Hinführung zur persönlichen individuellen
geistig-seelischen Entwicklung.
Die regelmässige Ausübung solch einer Kunst im Hier und Jetzt - von Herz zu Herz öffnet
den tiefen Zugang zu sich selbst und verfeinert die Ausführungen dieser Kunst auf dem
Weg der persönlichen Meisterschaft. Einer Meisterschaft fürs Leben.
Zen bedeutet Meditation, Versenkung und ist eine elementare Übung, die im Sitzen (Zazen)
und Gehen (Kinhin) praktiziert wird.